Mitten im Aufstieg der sozialen Netzwerke erblickte 2007 ein Portal das Licht der digitalen Welt, das sich ausschließlich an Schülerinnen und Schüler richtete: schueler.cc. Gegründet wurde die Plattform von vier jungen Unternehmern. Dominik Anders, Martin Reichard, Sebastian Schmidt und Jens Abke verfolgten das Ziel, eine sichere Online-Community zu schaffen.
Was Schueler cc von anderen Plattformen unterschieden hat
Der Zugang sollte einfach sein. Neben einem sachlichen Austausch über schulische Themen stand die Unterhaltung im Mittelpunkt. Schueler.cc unterschied sich darin von anderen Schülernetzwerken wie SchülerVZ oder Jappy. Der starke Fokus auf Spiele fehlte bei vergleichbaren Seiten. Die Plattform war als digitale Begleitung für den Schulalltag gedacht. Gleichzeitig erdachten die Gründer einen Treffpunkt, der sich nicht nur auf soziale Interaktion beschränkte. Schueler.cc sollte ein Ort sein, an dem Nutzende Spaß haben konnten, ohne dass Erwachsene ihnen dabei über die Schulter schauten.

Warum Spiele so wichtig waren
Die Gründer hatten den Fokus nicht ohne Grund auf Spiel gelegt. Sie boten einen Zeitvertreib, der Nutzer an die Plattform band. Statt wie bei Facebook oder StudiVZ rein auf Kommunikation zu setzen, kombinierte schueler.cc Foren, Chatrooms und Pinnwände mit Mini-Games, Rätseln und Votings. Dieser spielerische Ansatz war für viele Jugendliche ein echter Anreiz, regelmäßig zurückzukehren.
Auch das Design und die Navigation der Seite erinnerten mehr an ein Freizeitportal als an ein klassisches soziales Netzwerk. Die Plattform bot unter anderem digitale Klassenräume, in denen die Zielgruppen untereinander chatten, Beiträge teilen und Diskussionen führen konnten. Alles innerhalb eines geschlossenen Systems, das bewusst auf schulische Strukturen setzte.
Rasanter Aufstieg
Zu der damaligen Zeit war die Neugier auf die Welt der sozialen Medien groß. Alles Neue wurde schnell entdeckt und verbreitete sich zügig. Der Erfolg ließ bei schueler.cc nicht lange auf sich warten. Bereits im Jahr nach dem Start zählte schueler.cc mehr als 400.000 registrierte Nutzer. In der Spitze sollen es sogar über drei Millionen gewesen sein. Die Seite wurde millionenfach im Monat aufgerufen und war in einigen Regionen beliebter als SchülerVZ.
Was schueler.cc besonders machte, war die niederschwellige Zugänglichkeit. Jeder Schüler konnte sich ohne Einladung registrieren, seine Schule auswählen und Klassenkameraden finden. Die Plattform lebte von der Dynamik der Nutzer. Genau das wurde leider später zum Problem.

Wie sich schueler.cc finanzierte
Die Finanzierung von schueler.cc erfolgte anfangs überwiegend durch Eigenmittel der Gründer und Werbeeinnahmen. Das Portal setzte früh auf Bannerwerbung und Affiliate-Programme. Für Onlinehändler oder Mobilfunkanbieter sind junge Menschen mit Kaufkraft attraktiv. Mit anhaltendem Nutzerwachstum entwickelte sich das Interesse von Investoren. Mit dem Einstieg von Computec Media kam Kapital.
Das Unternehmen brachte nicht nur Geld, sondern auch Erfahrung im digitalen Content-Bereich mit. Redaktionelle Inhalte, zielgruppenspezifische Werbung oder mögliche Premium-Funktionen sollten Einkünfte generieren. Eigentlich der richtige Ansatz für eine Plattform, die wirtschaftlich erfolgreich sein wollte. Das schnelle Wachstum und die steigenden technischen Anforderungen haben aber letztlich für finanzielle Schwierigkeiten gesorgt, die nicht aufgefangen werden konnten.
Auf dem Höhepunkt: Einstieg von Computec
2008 stieg das Medienunternehmen Computec Media bei schueler.cc ein und übernahm die Mehrheit am Unternehmen. Das gemeinsame Ziel war, das Netzwerk professioneller aufzustellen, technisch weiterzuentwickeln und neue Nutzergruppen zu erschließen. Es wurden weitere Features entwickelt. Darunter eine redaktionell betreute Newsplattform namens newspoint.cc, auf der Jugendliche eigene Beiträge veröffentlichen konnten. Doch die Dynamik des Internets war schneller als die Plattform selbst. Die Zielgruppen sind reinen Schülerplattformen entwachsen und haben sich globalen Communitys angeschlossen.
Dunkle Schatten in Form von Mobbing
Mit dem Wachstum kamen auch die Herausforderungen. Immer häufiger berichteten Nutzer von Cybermobbing, gefälschten Profilen und Account-Hacks. Die Anonymität innerhalb der Gruppen förderte Provokationen, Beleidigungen und Ausgrenzung. Zwar versuchten die Betreiber mit Moderation und Meldefunktion entgegenzusteuern, doch die Maßnahmen reichten nicht aus, um das Problem dauerhaft zu lösen.

Besonders kritisch war eine Funktion, die es ermöglichte, Klassenkameraden per Voting aus Gruppen zu entfernen. Was als spielerisches Feature gedacht war, entwickelte sich mancherorts zu einem Instrument des digitalen Mobbings. Mit dem Wissen von heute hätte es dieses Spiel vielleicht nicht in die Plattform geschafft. Damals war die Entwicklung hin zur Hetze innerhalb einer Community nicht unbedingt absehbar.
Der langsame Abschied von Schueler cc
Mit dem Siegeszug von Facebook verlor schueler.cc zunehmend an Bedeutung. Ursache sind sicher auch die anhaltenden Probleme mit Datenschutz und Mobbing. Viele Nutzer wanderten zu größeren und technisch ausgereifteren Netzwerken ab. Im Nachhinein fehlte es der Plattform auch an konsequenten Innovationen, um mit dem rasant wandelnden Social-Media-Markt Schritt zu halten. Zwischen 2011 und 2013 wurde schueler.cc schließlich vom Netz genommen. Die genauen Umstände sind nicht in allen Details dokumentiert. Fest steht, dass die Plattform still und leise eingestellt wurde. Die Domain leitete danach auf kinderfreundliche Seiten wie Kidszone.de weiter. Eine offizielle Abschiedserklärung blieb aus.
Was wurde aus den Gründern?
Über die späteren Wege der vier Gründer ist nur wenig bekannt. Es gab Neustarts in der IT-Branche, der Webentwicklung und im Onlinemarketing. Die Menschen hinter schueler.cc haben sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Das Gründerteam hat nie einen Reboot der Plattform angestrebt. Der Rückstand hinter den beliebten Angeboten war zu groß, und die negativen Erfahrungen rund um Mobbing und Sicherheit haben sicher ihren Teil dazu beigetragen.
Gibt es vergleichbare Angebote?
In der ursprünglichen Form von schueler.cc gibt es keine direkt vergleichbare Plattform. Schülerzentrierte Netzwerke wie SchülerVZ oder wer-kennt-wen sind ebenfalls längst Geschichte. Die Kommunikation findet heute vornehmlich über TikTok, Instagram oder Snapchat statt. Moodle oder itslearning sind rein schulgebundene Plattformen. Der geschützte Raum, den schueler.cc bieten sollte, wurde durch globale Netzwerke ersetzt, in denen Anonymität vorherrscht.

Ein digitales Relikt mit nostalgischem Wert
Viele von den zahlreichen Millennials und frühen Gen-Z-Nutzern erinnern sich bestimmt mit einem Lächeln an schueler.cc zurück. In Onlineforen wird die Plattform regelmäßig nostalgisch erwähnt. In der Erinnerung ist es ein Ort, an dem Freundschaften entstanden sind, der Schüleralltag digital stattfand und erste Erfahrungen im Netz gesammelt wurden. Mit Blick auf die Entwicklungen in nicht einmal zwanzig Jahren ist schueler.cc ein Beispiel für technologischen Wandel, soziale Verantwortung und Wettbewerbsdruck. Ein Zeichen dafür, wie schnell eine gute Idee überrollt werden kann, wenn sie nicht rechtzeitig mitwächst.
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